Mein kleines Olympia

Auf dem ehemaligen Gelände der Bundesgartenschau 2005 fand am 27.Juli 2008 der nunmehr vierte München Triathlon statt. Da der Termin garantiert in meinen Ferien lag, konnte ich mich schon im Herbst letzten Jahres anmelden. Also eine lange Geschichte bis dahin, die ich hier nicht ganz erzähle. Der Interessierte kann die Berichte über den Hamburg Marathon und den Seeparktriathlon in Bad Bodenteich lesen.

Ruhe

Mein Ziel war eigentlich ganz klar: Mein erster "Olympischer" sollte unter drei Stunden sein. Nun hatte Burkhard, der in allen drei Disziplinen die ein oder andere Minute schneller ist als ich, in Hamburg eine 2:45 h vorgelegt. Ich wusste also, dass es knapp für mich werden würde.

Auch die letzten Tage vor meinem Urlaub konnte ich nicht richtig trainieren, und habe dann die letzte richtige Trainingswoche ausschließlich Ausdauereinheiten gemacht. Das Tapering bestand dann aus einer langen Autofahrt in die Schweiz, einen Umzugstag, und einem "Stautag" auf der Fahrt aus der Schweiz nach München. Und dann war da noch ein kleiner Lauf um Delémont (die flache Hälfte), ein bisschen Schwimmen im Genfer See - und einer Radtour im Jura.

Wechselzone

Diese Radtour ist typisch für meine Trainingsprogramme 2008. Geplant war mittels eines Routenplaners, 20km mit einer kurzen Steigung und einer langen Abfahrt. Frohen Mutes startete ich meine Rundfahrt in Richtung Moutier. Kurz nach Choindez bog ich dann nach links ab um den "Höhepunkt" meiner Strecke in Rebeuvelier zu erklettern. Die Steigung war stärker, als ich es erwartet hatte, ich bin aber doch hoch gekommen. Der angeblich geteerte Weg zur Esplanade Schieschtef war nicht zu finden, also musste ich den Weg den ich gekommen war, wieder zurück. Zu Beginn war die schmale Straße noch gerade, aber der schlechte Belag schüttelte mein Rad schon ab 25km/h ganz schön durch. Danach folgten Serpentinen, die ein heftiges Gefälle hatten. Ich hatte schon ganz schön Muffe, das meine Bremsen irgendwie ausfallen könnten, denn es gab absolut keinen Auslauf. So sehr es auch schmerzte, ich war froh, dass ein Krampf in der linken Hand meine Achterbahnfahrt beendete. Ich musste absteigen, und den Abstieg zu Fuß zu vollenden. Also wieder nix mit einem geplanten kontrollierten Trainingsablauf.

In München stand das Thermometer auf über 25°C, als ich am Samstag den Weg zur Messe ging. Mitten in der kleinen aber feinen Triathlonmesse - direkt am Badesee im Riemer Park - war das Infozelt des Veranstalters und die Startnummernausgabe. Schnell hatte ich meine Unterlagen, und konnte zügig meinen Chip checken.

Auf der Messe habe ich eine Menge Sachen gesehen, die ich mir entweder nicht leisten kann, oder die, nach meinem Ermessen, mehr mit Voodoo als Triathlon zu tun haben oder beides. Einiges an sinnvollem Equipment gab es dennoch zu sehen, die sicherlich bald auf mich zu kommen. Bald werde ich bestimmt zwei Brillen (eine fürs Schwimmen, eine für den Rest), mit korrigierten Gläsern benötigen. Sonst bin ich aber gut ausgestattet.

Kiesstrand

Nach dem Messebesuch wollte ich noch einen Kaffee trinken, und dann in mein Hotel zurück kehren, als Petra mich anrief, und mir mitteilte, dass ihre Shoppingtour in München beendet sei, und sie schon irgendwo im Riemer Park ist. Wie schön, so kann man gemeinsam das wunderschöne Freizeitgelände im Riemer Park genießen. Nach einem weiteren Spaziergang über die Messe, vertreiben wir uns die Zeit bis zum Briefing mit einem Sonnenbad. Ein Motorboot holt mich aus der Ruhe: Auf dem See werden die Bojen für die Schwimmstrecke gesetzt. Nach der Wettkampfbesprechung muss ich dann auch zurück ins Hotel.

Meine unmittelbaren Triathlonvorbereitungen sind recht umfangreich. Mir fehlt die Routine, und mein Rad braucht noch einen kleinen Umbau, weil in München Windschattenfahren zugelassen ist, und dadurch die Räder einem anderen Reglement unterliegen.

Am Sonntag klingelt um kurz vor neun mein Wecker, für mich eine perfekte Zeit. Im Hotel gibt es bis zehn Uhr Frühstück, der Weg bis zum Riemer Park dauert etwa eine halbe Stunde, und um elf Uhr will ich meinen Platz in der Wechselzone einrichten.

Vor mein Rad lege ich ein Handtuch, darauf die Radschuhe mit den Socken, daneben die Laufschuhe mit Kappe - so weit, so klar. Jetzt fehlen noch der Helm, die Brille, die Startnummer und die zwei Energieriegel. Sonst hatte ich diese Sachen immer auf meinem Aerovorbau platziert, der ist aber weg. Ich hatte noch genug Zeit, und konnte so dieses Problemchen lösen. Ich bin dann noch zweimal den Wechsel aufs Rad durchgegangen, auch, um in der großen Wechselzone meinen Platz schnell zu finden.

Jetzt beginnen die zwei schlechtesten Stunden dieses Tages: Um 11:15 Uhr wird die Wechselzone geschlossen, und meine "Welle" startet erst um 13:20 Uhr. Die Sonne knallt, und die Temperatur nähert sich der 30°C-Marke. Trotzdem gibt es eine gute Nachricht: Neoprenanzüge sind erlaubt!

Der_Start

Um 12 Uhr beginnt der Münchner Triathlon über die olympische Distanz. Bis zu meinem Start muss ich noch zweimal die Strecke kreuzen: Einmal um meine trockenen Sachen zur Kleiderabgaben zu bringen, und dann zum Start. Wiedermal bin ich sehr froh, dass ich solche Wettkämpfe in Begleitung meiner Familie mache kann. Normalerweise hätte ich in Badehose und Barfuss und meinem Neo auf dem Arm in Richtung Startzone gehen müssen. So brauchte ich nur das nötigste abgeben.

Um 12:40 Uhr beginnt meine Startvorbereitung: Alle Klamotten müssen weg, bis auf meinen Triaeinteiler. Darüber ziehe ich sehr sorgfältig den Neopren, Cheyenne hilft mir beim zu machen. Erstmals trage ich meinen Champion-Chip am Fußgelenk, die Schwimmbrille und meine Badekappe ziehe ich über den Kopf. Die Badekappe vom Veranstalter muss getragen werden, denn daran erkennen die Schiedsrichter zu welcher Startwelle man gehört. Über den Kiesstrand (aua!) gehe ich in den Bereich des Sees, in dem man sich einschwimmen kann. Endlich Abkühlung! Ich kraule ein bisschen hin und her, dann kommt der quälende Gang in den Startbereich. Ich kann nicht wirklich verstehen, warum hier so ein Untergrund ist.

Die_Kulisse

Die Stimmung in meiner Startergruppe war richtig gut, und so gab es nach dem Start nicht gar so viel "Hauerei". Die riesigen roten Bojen helfen mir gut, die Richtung zu halten. Ich habe noch leichte Probleme den richtigen Rhythmus beim Kraulen zu finden, so wechsele ich insbesondere vor den Bojen zum Brustschwimmen. Nach der ersten Hälfte der Schwimmstrecke erfolgt ein Landgang, nicht nur über die berühmten pfeifenden Matten (Zeitnahme), sondern auch, mit nunmehr aufgeweichten Füßen, über den Kies. Gegen Ende der zweiten Runde kann ich noch den schnellsten reinen Brustschwimmer meiner Startwelle überholen, bevor ich durch die zwei gelben Bojen zum Ausstieg abbiegen darf. Nach rund 40 min. kann ich die für mich schwerste Disziplin beenden. Mit so einer guten Zeit hatte ich nicht gerechnet.

Der Weg bis zu meinem Rad ist weit. Ich brauche aber die Zeit, weil ich den Reisverschluß von meinem Neo nicht so fluchs aufkriege. An meinem Rad geht alles sehr schnell: Neo ausziehen, Füße abtrocknen, Socken und Fahrradschuhe anziehen, Riegel in die Rückentaschen, Brille und Helm aufsetzen und als letztes die Startnummer anschnallen. Während des Fußwegs durch die Wechselzone aktiviere ich noch meinen Fahrradcomputer. Dann erhalte ich das Zeichen der Schiedsrichter, dass ich nun losfahren kann.

RadwendeQualen

Die kurvige Radstrecke muss zweimal durchfahren werden. Ich versuche gleich mal das Windschattenfahren, komme aber an die Gruppe nicht ran. Ich habe dann beschlossen, keine Rücksicht darauf zu nehmen, und fuhr mein Tempo. Hier kann ich meine technischen und körperlichen Vorteile nutzen. Die Mountenbikefahrer sind deutlich langsamer, ebenso die Schwimmertypen mit "ganz viel Bauchmuskeln". Die vielen Kurven werden von einer Schar gutgelaunter Streckenposten angezeigt. Als ich wieder die Wechselzone erreiche, staunte ich, weil ich "nur" einen Schnitt von 30km/h habe.

In der Wechselzone muss ich einmal um das ganze Feld laufen. Hinter mir wird ein "Konkurrent" ermahnt, seinen Helm wieder zu schließen. Er ist uneinsichtig, und meckert, ich allerdings finde es unfair von ihm. Das Verhalten in der Wechselzone ist klar besprochen worden. Ob es gefährlich ist oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Aber eine Diskussion während des Wettkampfes, ob eine Regel sinnvoll ist, finde ich unheimlich bescheuert! Nach 2:02h verlasse ich die Wechselzone ein letztes Mal.

Eigentlich fühle ich mich gut, und bin mir sicher unter 3 Stunden zu bleiben. Gleich zu beginn des Laufkurses steht der "Rodelberg". Die Affenhitze und die Steigung machen mir zu schaffen. Ich muss kurze Gehpausen machen. Ich habe eigentlich genug getrunken, und die Wasserversorgung an der Strecke war mehr als vorbildlich. Auf der Radstrecke habe ich eineinhalb Müsliriegel gegessen. Warum geht jetzt nichts mehr? Nachdem ich das zweite Mal den Streckenhöhepunkt bezwungen hatte, war klar, dass ich mein Zeitlimit überschreiten werde. 3:06:34h ist meine offizielle Zielzeit, also über eine Stunde für 10km. Das ist für meine Paradedisziplin einfach zu viel. Die Gründe liegen sicherlich nicht nur an der Hitze, dem starken Wind und meinem bisherigen Saison- und Trainingsverlauf. Mir fehlt auch Erfahrung!

Der Münchener Triathlon ist eine der guten Erfahrungen, die ich machen konnte. Ebenso mein Debut über die olympische Distanz. Ich fürchte, dass ich hier jedes Jahr an den Start gehen muss, bis ich es mal im Herbst schaffe, den Münchner Marathon mit zu laufen. Dann wäre ich ein Munich HERO.

Berni Helmdorf

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