SonnenregenIch bin schon etwas gespannt, als ich nach Burgdorf fahre. Vorgestern habe ich beim 2.Iltener Sommerbiathlon meine Oberschenkel "festgesprintet", mit anderen Worten: Die tun weh. Dann macht das Wetter keinen stabilen Eindruck. Und außerdem bin ich gespannt, wie die Stimmung bei "DEM" Laufevent in Burgdorf bei seinem 10. Jubiläum sein wird. Normal ist sie sehr gut, deshalb kommen hier alle hin! Für Familien gibt es von klein bis groß die richtigen Strecken, und für die schnellen Läufer ist es mal schön, nicht auf einem 400m-Kreis zu laufen. Für alle gilt, die Zuschauer machen für jeden Stimmung! Deshalb sind viele, die diese Veranstaltung kennen etwas schockiert, denn das Gerücht, es werde der vorerst letzte Citylauf in Burgdorf sein, wird bedrohlich konkret. Ich habe schon öfter den gesellschaftlichen Wert von Sportevents auf meiner Homepage thematisiert, doch der Schirmherr, Bürgermeister Baxmann, ist natürlich auf DAS Ehrenamt angewiesen. Auf der letzten Runde bedanke und verabschiede ich mich immer bei den Streckenposten, aber ich weiß, dass das nur die Spitze des Eisberges ist (laut Wettkampfbericht sind es 73 Ehrenamtliche). Die Spargel-Sprinter Burgdorf haben sich damals für den 1.Citylauf gegründet, und wir müssen vielleicht überlegen, ob wir ein Stück von unserer freien Organisation aufgeben, wenn wir dadurch ein Weiterbestehen des Citylaufs befördern können. Nun aber zum heutigen Tag. Im Vorfeld habe ich acht Spargelsprinter gemeldet. Diesmal sind, außer im Bambini-Lauf, in allen Wettbewerben unsere "Mitläufer" dabei. Den Anfang machen Theo und Söhnke mit 1,1km beim Schülerlauf. Während die beiden Jungs auf der Strecke sind, treffen sich langsam die Spargelsprinter, und haben, wie immer, auch größtenteils ihre Lebenspartner dabei. Burkhard kneift, aus Trainingstaktischen Gründen - so seine Ausrede ;-) . Dafür haben sich Beate und Henning noch nachträglich gemeldet. Matthias hat noch nicht die Form, wie er sie vor seiner Knie-Op hatte zurück, deshalb begibt er sich auf der 5,3km - Strecke in einen Wettkampf mit seinem ältesten Enno. Ich hole schon Mal meine Sachen aus dem Auto. Als ich wieder am Spittaplatz eintreffe, läuft gerade Matthias über die Ziellinie. Er atmet tief durch, erzählt mir, wie es ihm so geht, ich erzähle im von meinen Biathlonerfahrungen und schon ist auch Enno im Ziel. Matthias ist zwar stolz auf seinen Sohn, wird aber sofort erzieherisch Tätig: "Wir gehen dann gleich duschen!" Das hätte er nicht sagen sollen, denn auf Stichwort beginnt ein Platzregen vom Feinsten. Ich wollte so wie so ins Zelt, weil ich mich noch umziehen muss. Als ich das Zelt verlasse hat der Regen schon nachgelassen. Petra bringt mir noch die Startnummer an, sie muss aufpassen, weil ich mit Unterhemd laufe, es scheint, das Wetter frischt auf. Hans-Hermann, Holger und ich drehen ein paar Runden, um uns warm zu laufen. Das war ganz nett, denn wir konnten am Jazzfrühschoppen im Schlosspark vorbei laufen. Gut aufgewärmt gehen wir zusammen zum Start. Hans-Hermann möchte so um die 55min. laufen, viel schneller werde ich wahrscheinlich auch nicht sein. Ich diskutiere noch mit Burkhard über das Sprinten und schmerzende Oberschenkel als der Startschuss fällt. Schon das Loslaufen fällt mir schwer, ich versuche, mich an die letzten zehn Kilometer bei meinem letzten Marathon zu erinnern. So lange die Schmerzen nicht schlimmer werden werde ich wohl das Tempo halten können. Nach etwa zwei Kilometer sehe ich ein Trikot, das ich im Wettkampf nur von hinten sehe: Beate. Ich komme ihr immer näher, und ich zweifle, ob das nun mein Tempo ist, oder ob ich vom Unterbewusstsein gesteuert bin. Mein Puls ist relativ hoch, deshalb bin ich unsicher. Ein Stück laufe ich neben ihr, wir wechseln ein paar Worte - ich kann es nicht fassen, scheinbar bin ich heute schneller als Beate. Noch vor dem Schwanenteich sieht Beate mein Shirt von hinten. Auf der ersten Runde gab es noch ein paar vereinzelte Tropfen, ich fand es angenehm, dass so meine Beine ein bisschen Kühlung bekamen. Auf der zweiten Runde kam aber die Sonne, und es regnete Sonnenstrahlen, die erst mein Shirt, dann mein Unterhemd und zuletzt meinen Körper aufheizen. Normalerweise bin ich bei meiner Wettkampfkleiderwahl sehr sicher, heute lag ich echt daneben. Puh, war mir heiß. Trotzdem geht es mir recht gut, und ich versuche mal wieder, ob ich mit meinem Puls höher komme, als 159Hz. 160 - 161 - 162 es geht! Ein Sportskamerad, der mich vor Ende der ersten Runde überholt hat, läuft wieder neben mir. Von meiner Zielzeit unter 55min. habe ich mich schon längst verabschiedet, und will mal sehen, ob ich unter 50min. bleiben kann. Mein Nachbar hatte auch vor unter "50" zu bleiben, hadert aber mit sich. Ich Versuche ihn bei Laune zu halten. Ab Kilometer 9 muss ich aber etwas Tempo rausnehmen, denn seit einigen hundert Metern laufe ich mit 167Hz, und das ist definitiv zu viel für mich. Ich rufe ihm nach: "Du schaffst es", aber das ist nicht nur ein dummer Spruch, sondern war auch eine Lüge. Sorry! Ich überquere unerwartet nach 50:36 Minuten die Ziellinie. Nach dem Hauptlauf gibt es noch zwei Dinge: Das Spargelsprintertreffen, mit Sekt, Prosecco, Kuchen, etc. ist immer ganz lustig, und dem Teamlauf. Ich fand es schade, dass ich nicht mit Beate mitmachen konnte (meine Oberschenkel haben allerdings gejubelt), aber Sonja hat mit ihrem Partner für den TSV einen zweiten Platz heraus geholt, und wir haben sie "aktiv" angefeuert. Es war wieder ein schöner Tag in Burgdorf - können 616 Athleten mit ihren Fans irren. Berni Helmdorf
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