FerropolisAuf der Suche nach geeigneten Wettbewerben war ich Anfang des Jahres (2009) auf den Ferropolis Triathlon in der Nähe von Wittenberg und Dessau gestoßen. Kulisse ist ein ehemaliges Braunkohletagebauabbaugebiet. Es ist ein Stück Industriegeschichte, normalerweise finden hier Konzerte mit Metallica, Grönemeyer oder den Toten Hosen statt. Ich hatte ein Hotel in Wittenberg gebucht und nach dem Einchecken sahen wir uns in der Stadt um. Wittenberg ist eine sehr ruhige schöne Stadt in der Vieles darauf ausgerichtet ist, Wittenberg den Touristen als Lutherstadt nahezubringen. Angenehm die Autofreiheit und sehenswert das DDR Museum. Hier kann man sehen, dass im Osten Wohnen und Einrichtungen ähnlich waren wie im Westen, nur etwas zeitversetzt. Am Samstag wollte ich meine Startunterlagen holen und mir das Mitteldistanzrennen mit einiger Profiprominenz angucken. Ich hoffte auch Berni zu treffen. Um nach Ferropolis zu gelangen, wählte ich eine Strecke die auch bei gesperrten Straßen am Wettkampftag befahrbar war. Das war ein blöder Fehler, ich konnte zwar alle Straßen passieren aber der Umweg war sowohl von der Distanz als auch zeitlich ein großer Umweg, ich war über 1,5 Stunden unterwegs. So verpasste ich nicht nur den Einlauf der Sieger, sondern auch Berni. Da außerdem starker Regen herrschte, packte ich schnell meine Unterlagen, holte mir ein Erdinger Alkoholfrei wie ich es immer vor einem großen Wettkampf mache und fuhr zum Hotel zurück, diesmal auf der kurzen direkten Strecke. Wegen der Kälte und des Regens hatte ich wenig Lust mich am nächsten Tag in die Fluten zu stürzen. Berni und Petra waren inzwischen auch in Wittenberg angekommen. So konnten wir uns über das kommende Rennen austauschen und verabredeten uns für den nächsten Tag und zu einem abendlichen Bier. Am nächsten Tag saßen wir müde beim Frühstück. Mich packten wegen der Zeit und des Wetters leichte Zweifel, ob ich mich wirklich quälen wollte. Dann fuhren wir los. Auf dem Parkplatz vor Ferropolis angekommen, begann die Routine. Fahrrad zusammensetzen, aufpumpen, Sachen zusammenpacken und mitnehmen. Berni und ich fuhren mit dem Fahrrad zur Wechselzone um ein wenig locker zu werden, Petra mit dem Bus. Beim Einchecken hatte ich ein deja vu. Ein mir vom Bokeloh Triathlon bekannter sogenannter Bundeskampfrichter mit entsprechender Weste stand vor mir. In Bokeloh wollte er die Radspurlänge (er hatte dafür extra ein Brett gebastelt) vom Rad meiner Tochter messen und kritisieren. Heute checkte er nur Helm und Bremsen. Die Wechselzone gefiel mir gar nicht. Die Kulisse war zwar sehr eindrucksvoll und einem harten Triathlon absolut angemessen, aber überall nur Asphalt und wegen des Regens war alles nass. Ich legte alles bereit, guckte noch mal bei Berni, ob ich auch nichts vergessen hatte, zog den Neoprenanzug an und versuchte mir einzureden, dass mir gleich warm wird. Dann schwammen wir uns kurz ein, frohren und guckten bang auf den kalten See und die zu bewältigende Strecke. Das Rennen begann mit einem Landstart. D.h. alle liefen nach dem Startzeichen vom Land los und schmissen sich oder sprangen in den See. Das Wasser war unangenehm kalt. Ich bedauerte alle, die ohne Neo schwammen und dachte an den Helfer bei der Startnummernausgabe der mir zusicherte, das Wasser habe warme 16 Grad. Die Schwimmstrecke war sehr schwierig viel Wind und hoher Wellengang. Um die Orientierung zu behalten und nicht zu viel Wasser zu schlucken schwamm ich große Teile in der Brust Technik. Ich versuchte möglichst unbeschadet durchzuschwimmen ohne Ambitionen besonders schnell zu sein. Endlich sah ich das Ufer vor mir und beschleunigte mein Schwimmen. Ich war froh endlich den Schwimmsplitt absolviert zu haben und überrascht, dass ich nur 37 Minuten gebraucht hatte. In der Wechselzone hatte ich Mühe meinen Neoprenanzug auszuziehen. Zum Glück hatte ich meinen Hocker. Im Sitzen ging alles doch besser. Zwei Triathleten neben mir waren darüber etwas belustigt, mussten dann aber den Vorteil beim Ausziehen anerkennen. Viel trinken wollte ich nicht, ich hatte genug Wasser geschluckt. Als ich auf dem Fahrrad saß wurde mir schnell warm und ich konnte flotte 34 km/h fahren, die Sonne kam raus und endlich fühlte ich mich wohl in dem Wettkampf. Die Strecke ging durch verschiedene Orte von denen einige scheinbar noch nicht viele Veränderungen seit der Wende erfahren hatten. Zufrieden legte ich die ersten 20 km zurück um nach dem Wendepunkt zu erfahren, dass meine Zufriedenheit durch den Rückenwind bedingt war. Ab km 21 musste ich kämpfen und konnte kaum ein Stundenmittel von 30 km/h fahren. Aber auch andere hatten zu kämpfen. Achim Achilles kam mir entgegen und hatte noch nicht einmal seinen Neo ausgezogen, sondern nur bis zu den Hüften heruntergezogen. Mit einem Hocker wäre ihm das nicht passiert. Endlich war die Radstrecke geschafft. Radschuhe aus, Laufschuhe an und schnell auf die Laufstrecke. Überrascht war ich Berni unter den Zuschauern zu sehen. Konnte aber so schnell nicht klären, was passiert war. Ich begann die 10 km recht flott. Ich hoffte mit einem schnellen Lauf eine Bestzeit von 2:45 Stunden zu erreichen. Der Lauf bestand aus einer 2,5 km langen Wendestrecke mit einigen kleinen giftigen Steigungen. Ich fand auch einen ganz guten Rhythmus und konnte einige auf der Strecke überholen. Mit zwei anderen Läufern konnte ich eine Gruppe bilden. Wir liefen ca. 6 km zusammen. Dann musste ich die anderen ziehen lassen, weil ich Krämpfe bekam. Langsam und bewusst gleichmäßig versuchte ich mich über die restlichen km zu quälen. Dann sah ich das Ziel, der Einlauf gefiel mir gut, roter Teppich trotz der schlechten Witterung gab es Zuschauer und alle wurden erwähnt und gefeiert. Da ich trotz meiner Krämpfe zu Ende gelaufen war, fühlte ich mich wie der herumstehende Stahl und war stolz nicht aufgegeben zu haben. Im Ziel bekam jeder einen grauen, etwas unansehnlichen Brei mit Früchten. Ich war zu kaputt um abzulehnen und nahm den Brei. Weil ich ihn nicht wegschmeißen wollte, probierte ich ihn und musste feststellen, dass der unansehnliche aber leckere Brei nach einem Wettkampf genau das richtige war und meine Speicher schnell wieder füllte. Nach kurzer Zeit traf ich Berni, der leider aufgeben musste, aber trotzdem ausgeharrt hatte, bis ich im Ziel war. Der Ferropolis ist ein schöner Wettkampf mit einer gigantischen Kulisse. Die einzelnen Abschnitte sind aber recht schwierig. Leider hatte das Wetter nicht so mitgespielt, der Wettkampf hätte Sonne verdient gehabt. Burkhard Will
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