Die Brücke des GrauensBericht über ein feucht fröhliches WochenendeIch habe mich schon lange auf das Wochenende in Dresden gefreut, und war natürlich FRÖHLICH, als ich Freitagabend vor der Haustür des Exilspargelsprinters Jürgen stand. Leider sorgte das Wetter auch für eine FEUCHTE Umwelt. Petra und ich sind aber nicht zum Sonnenbaden gekommen, sondern wegen des Marathons und wegen dem jüngsten Spross von Catharina und Jürgen - ist der knuffig! Am Samstag können wir uns dann im Tageslicht den beeindruckenden Teil Dresdens anschauen. Von unserem Nachtlager ist es nicht weit zur Elbe, und dann sieht man schon einen Teil der Sehenswürdigkeiten. Auf dem Weg zur Marathonmesse sind wir auch an den Brücken vorbei gekommen, die wir am Sonntag im Renntempo überqueren werden, die sehen angenehm flach aus. Hochschule der Künste, Hofkirche, Semperoper... gigantisch! Nach dem Landtag erreichen wir die Messe. Obwohl der Dresdner Marathon kleiner ist als in Hannover macht die Messe einen repräsentativen Eindruck. Leider brauch' ich nix. Hinter den Ständen gibt es die Startnummern. Ich bin zwar für den Marathon gemeldet, aber meine Erkältung ist gerade abgeklungen, und ich traue mir nur einen "Halben" zu. Mit meiner Startnummer gehe ich zum Trouble Desk, melde mich um, und bekomme einen grünen Punkt auf meine Marathonnummer. Noch den Chip testen, schon ist der formelle Teil des Tages beendet. Als wir die Messe verlassen, werden wir aufgefordert, als Probanten für eine Diplomarbeit Haare zu lassen. Irgendwie geht es darum, ob man Stress aus den Haaren lesen kann... Jürgen kennt sich schon gut in Dresden aus, und kann uns einiges über die großartigen Bauwerke dieser Stadt erzählen. Als wir den Zwinger verlassen gehen wir direkt auf (sein) Schauspielhaus zu. Mein kleines Theatertonmeisterherz schlägt schon die ganze Zeit hoch, als ich den Zuschauerraum sehe bleibt dies auch so - sehr schön hier. Den Nachmittag verbringe ich mit Jürgen und seinen zwei großen Jungs im Verkehrsmuseum, Eisenbahn gucken und so. Abends hat Jürgen Premiere. Ich sollte zwar mit, aber ich zog das köstliche Nudelgericht, von Catharina zubereitet, der Kultur vor. Alle sind schon im Bett, als ich Jürgen die Taktik erkläre. Der Sonntag beginnt für uns verregnet. Honigbrötchen, Koffein uns Isogetränke werden verköstigt, dann, eine Stunde vor dem Start, spazieren Jürgen und ich durch leichten Nieselregen zur Tiefgarage in der Messe. Tolle Idee, in der Garage ist es trocken, warm und es gibt genug Platz für die Kleiderabgabe und dem Einlaufen. Auf dem Weg zu unserem Startblock verpassen wir leider Jürgens Eltern. Dafür hat es aufgehört zu regnen. Bei der Startnummerausgabe wurde uns der Tipp gegeben, nach dem Start links zu laufen. Wir stehen beim Start aber rechts. Wir versuchen langsam auf die andere Seite zu kommen, und tatsächlich haben wir nach der ersten Kurve genug Platz, um unser Tempo machen zu können. Ich weiß nicht, ich war froh darüber, Jürgen hat das aber irgendwie als Aufforderung zum rasen aufgefasst. Die ersten zwei Kilometer versuche ich an ihm dran zu bleiben, laufe aber dann das vereinbarte Tempo. Die Augustusbrücke ist zwar recht flach, aber das (feuchte) Kopfsteinpflaster ist unangenehm. Der Blick auf die Dresdner Sehenswürdigkeiten macht dies erstmal vergessen. Nach einer Rechtskurve geht es ein Stück abwärts, und dann über rund drei Kilometer an der Elbe entlang. Hier treffe ich René aus dem Erzgebirge. Es gibt so Menschen, da hat man sofort eine Übereinstimmung: Tempo, Laufrhythmus und nettes Gespräch haben uns über fast zehn Kilometer zusammengehalten. Zwischen dem siebten und achten Kilometer überholen wir Jürgen. Ich drossle etwas das Tempo, damit er die Chance hat, sich dran zu hängen, aber irgendwie rollt der René-Berni-Express gnadenlos weiter. René hat eine Wunschzeit von 1:43h, und zieht nicht mit, als ich forciere. Kurz und knapp verabschieden und bedanken wir uns gegenseitig als wir den großen Garten verlassen. Ich bin etwa 1,5 Minuten hinter dem Zeitplan. Ich fühle mich frisch, und haue zwei Kilometer mit einem 4:25 min.-Schnitt raus. Dann geht es auf die Carolabrücke und wieder über die Elbe. Etwas kurvig und abschüssig gelangt man auf das Königsufer. Der Blick auf die historische Silhouette treibt das Tempo wieder hoch. Die Wende auf die Grosse Meissner Straße geht nicht nur aufwärts, sondern leider auf einem nicht geteerten Parkweg mit ziemlich großen Pfützen. Nur noch wenige Meter, dann wechsle ich ein letztes Mal die Elbseite auf der Augustusbrücke. Oh, dieses Kopfsteinpflaster! Jeder Schritt über die Brücke tut weh, und am Ende muss man die Kehre sehr vorsichtig laufen, weil die feuchte Oberfläche ganz schön schmierig ist. Nach der "Brücke des Grauens" nur noch um die Semperoper laufen, dann beginnt die Zielgerade. Entgegen meiner Unart, noch mal einen Endspurt hin zu legen, bleibe ich in meinem (hohen) Tempo, denn ich sehe das Ziel nicht. Das ist in Dresden wirklich außer gewöhnlich! Zwei Läufer, die mich vor wenigen Metern überholt haben, haben sich wohl verschätzt, und können ihren Schlusssprint nicht ins Ziel bringen. Zwanzig Meter vor dem Ziel sind sie wieder hinter mir. Ich werde im Ziel von einer Geisha erwartet, die mir meine Medaille umhängt, das Buffet beginnt (natürlich) mit dem Alkoholfreien und Milchprodukten aus dem Hause M., außerdem wird Obst und Kuchen angeboten. Mit meinem Bier in der Hand warte ich auf Jürgen und René. René habe ich leider verpasst. Aber als Jürgen ins Ziel kommt, bin ich froh, dass sich unsere FANS auch schnell einfinden, ich fange nämlich an zu frieren. Jürgen hat seine Lebensgefährtin, seine drei Jungs inklusive Kinderwagen und seine Eltern dabei, ich begnüge mich mit Petra inklusive Fotokamera. Nach kurzem "wie geht's?" gehen Jürgen und ich wieder in die Garage - hier ist es schön warm. Ein schöner Halbmarathon liegt nun hinter mir. Das Kopfsteinpflaster und der Parkweg machen das Laufen etwas unangenehm, aber die Schönheiten Dresdens und die Stimmung an der Strecke (Trommelklänge satt, und trotz des Wetters viele Zuschauer) machen das ertragbar. Die Anmeldung auf der funktionellen, aber nicht schönen, Homepage, war problemlos, die Meldebestätigung pünktlich. Auch Messe und erhalt der Startnummer waren top. Was mir, neben der Tiefgarage, sehr gut gefallen hat, ist die Möglichkeit, auch nach dem Lauf noch etwas Marathonstimmung zu haben. Nicht einfach umziehen und weg, nein, hier geht die Nudelparty noch weiter, und wer feststellt, dass seine Stützstrümpfe nichts taugen, weil er doch keine neue Bestzeit erreicht hat, kann sich auf der Messe "richtige" Laufsocken kaufen. Nicht gut finde ich die Lösung, wie man an seine Urkunde kommt, und dass der Chip eigentlich keinen Sinn macht, weil die Rangliste nach dem Einlauf (Bruttozeit) erstellt wird. Insgesamt gibt es für den Dresdner Marathon einen Daumen nach oben! Daumen nach oben auch für die Stadt Dresden! Neben den Sehenswürdigkeiten und vielen Baustellen fällt auf, dass man hier prima shoppen kann, und dies auch tut. Petra und ich machen am Montag einen ausgedehnten Stadtbummel, besuchen noch mal Jürgen im Schauspielhaus - der arme, sein Büro ist im vierten Stock ;-) - und machen uns auf den Heimweg. Freunde, Stadt und Marathon machen Dresden zu einem Topziel für einen Kurzurlaub. Mal sehen, wann wir wieder in der "Pension Catharina" einchecken. Berni Helmdorf
|