Halbmarathon in Springe am 21. März 2009Nach etwas über 9 Stunden Schlaf, die selten sind in meinem momentanen beruflichen und privaten Leben, machte ich mich nach ausführlichem Frühstück auf den Weg nach Springe. Frohlockend setze ich mich ins Auto und fuhr los, bei strahlendem Sonnenschein und die Temperaturanzeige im Auto zeigte 9 Grad. Nach 45 Minuten in Springe, musste ich das Schul- und Sportzentrum doch ein wenig suchen, fand es schnell, samt einem Parkplatz Hallenbad, und laut Ausschreibung darf man ja da nach dem Lauf hinein, was ich überaus motivierend fand. Über die Wiese ging's zur Turnhalle zur Startnummerausgabe. Es gab wohl Probleme beim Startnummerndruck, ich hatte zwar die richtige 297, statt Jürgen, stand aber Sieglinde als Name unter der Nummer - auch nicht schlecht. Das wurde kurzerhand durchgestrichen und Jürgen daneben geschrieben. Die ersten beiden Umkleideräume samt Toiletten waren berstend voll und man stand davor in einer Riesenschlange, ich bin einfach weitergelaufen und weiter hinten war ein Raum samt Toilette komplett frei, also schnell aufs WC, bevor da noch mehr kommen. Halb angezogen schon von zu Hause aus, saß ich eine Stunde vor dem Start in der Kabine auf meinem Platz, was tun? Könnte ja mal schauen wo gestartet wird, oder ob ich den 10 Km-Start sehe. Das tat ich dann auch, aß eine Banane dabei, dann war mir kalt im kurzen Laufdreß (der sich als perfekte Wahl herausstellen sollte), setzte mich wieder in die Umkleide und gähnte vor mich hin und hörte den wundersamen Geschichten vieler Mitläufer zu. 10 Minuten vorm Start ging ich mal langsam los, bin ja kein Freund des Ein- und Auslaufens, des Dehnens usw.. Am Start wunderte ich mich, dass ich so weit vorn stehe und hörte wieder spannenden Geschichten zu. Als ein Gruppe Läufer vornehmlich aus der Pingpank-Laufruppe von einer 1.50 Endzeit sprach, dachte ich, ach mit denen könnte ich ja mal loslaufen. Die erste und einzige Zeit über den Halbmarathon mit Berni in Braunschweig war 1:54, ich wusste zwar, die Strecke in Springe ist nicht einfach und ich wollte eigentlich nur langsam laufen, aber warum nicht. Schon ging's los. Mann ist das ein Affenzahn, mit einem 5.10 Schnitt loszulaufen. Bin immer wieder überrascht, wie "scheißschnell" das ist. Was mach ich nur? 1 Kilometer, na ja, 2 Kilometer oh, oh, dann eine leichte Steigung hoch, immer weiter im 5.10 Schnitt. Mach ich langsamer, laufe ich so weiter, was würde mein Freund Berni jetzt sagen. Ich entschied mich für seine "imaginäre Ansage": "Wenn Du 1.50 laufen willst, dann lauf da mit, das geht schon, du musst nur das Tempo halten". "Nur" ist gut. Bei der Verpflegungsstelle penne ich, erwisch den letzten Becher mit Sprudelmineralwasser und spucke erst mal alles wieder aus. Prima. Was kommt denn jetzt, es geht bergauf. Die Pingpanker und ein paar andere halten das Tempo, ich immer mit, geht, irgendwie. Kaum sind wir oben, werde ich beschimpft, von einem seltsamen Menschen, den wir gerade überholen. Auf meinem Spargelspringer-Hemd ist alles so schön groß, dank Bernhards Beflockungsaktion, dass man sieht woher ich komme. Von einem total verrückten Läufer, den Berni und ich in Braunschweig auch schon gesehen habe, werde ich verbal attackiert aufs übelste, die Ausdrücke will ich hier gar nicht wiedergeben. Burgdorfer, glaube ich, war das harmloseste. Nun, die erste Runde naht sich dem Ende, ich beschließe nicht zu trinken, um ein bisschen langsamer als die Gruppe zu laufen und entspanne ein paar Sekunden. Aber die Laufbekanntschaften nehmen sofort das Tempo wieder so was von präzis auf, das ich nur staunen kann, also weiter und hinterher. In der Gruppe wird diskutiert, dass dieser Anstieg ja noch mal kommt. Höflich bitte ich das Thema nicht zu erwähnen, ich möchte es lieber verdrängen. Was die alles Essen und Trinken während des Laufens, so komische Gels und Getränke aus Miniflaschen, die um den Bauch gebunden sind. Was soll denn das? Kommt doch eh gleich wieder die Verpflegungsstelle. Gleich ist auch gut, ich denke nur durchhalten bis Km 16, dann hätte ich ja schon das schlimmste irgendwie geschafft, überlege ständig, ob ich irgendwo das Tempo drosseln soll. Ab und an, darf ich dann auch ein bisschen voranlaufen, das wechselt sich schön ab und motiviert mich. Endlich wieder am Wiesentgehege vorbei und da kommt sie schon die Verpflegungsstelle. Jetzt aber langsam, zwei Tee, 4 Bananenstücke... Mist kann ich alles nicht festhalten. 1 Stück Bananen fällt, der Rest wird verzehrt. Wo ist meine Gruppe? Oh, 10 Meter vor mir, also nix wie hinterher. Uff, da sind sie. Aber was jetzt, ach ja dieser elendige Anstieg. Das rechte Knie fängt an zu Schmerzen, aber irgendwie geht's, ja, schon oben, nein nach dem Wald kommt ja noch Straße, die geht auch noch aufwärts. Endlich wieder das Schloss und da ist schon Kilometer 20. "Der letzte Kilometer ist freigegeben", ruft die eine nette Dame mit dem Pingpank-Logo. Wie ? "Spargelmann lauf los, zeig was Du kannst" ruft der andere. Ich sage: "Ich kann nicht, bin froh, dass ich hinter Euch her durfte, ihr habt mich so nett mitgezogen, ich will nur heim!" Er sagt: "Jetzt lauf, jetzt ziehe uns mal". Das lasse ich mir nicht 2 x sagen und "düse" los und es geht tatsächlich noch was. Nach 1.49.27 bin ich im Ziel. 5 Minuten schneller als beim ersten Halbmarathon. Da freue ich mich doch. Dann dachte ich o.k. brutto, dann fiel mir aber ein, dass ich ja beim Schuß auf die Uhr gedrückt habe freue mich doppelt, die Zeit stimmt! Am Abend sehe ich in der Ergebnisliste 1.49.14, dann nehme ich doch die Zeit, noch mehr Freude. Angenehm war noch das Schwimmbad nach dem Lauf und dann klingelt das Telefon. Ein Sänger für die Abendvorstellung in der Oper steckt im Zug fest. Alsdann, der Beruf hat mich wieder. In der Opernkantine, treffe ich dann Berni und erzählte meine Geschichte. Der liebe Bernhard verwirrt mich immer wieder, erstens sagt er genau, wo ich gerade Schmerzen habe, bevor ich's erzählen kann, dann sagt er ich soll mir in Berlin 1:40 vornehmen. Der Wahnsinnige. Aber man wird ja sehen, auf nach Berlin, ich freue mich schon wieder, über Springe und auf Berlin. Jürgen Reitzler
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