Hamburg Cityman 2008Der Hamburger Cityman sollte mein erster olympischer Triathlon werden. Nachdem mein Freund und Trainingspartner Berni bei mir (und sich selbst) das Triathlonfeuer entfacht und ich einige kleinere Volkstriathlone bestritten hatte, wagte ich mich an eine größere Aufgabe. Ich hatte im letzten Jahr die Weltmeisterschaft in Hamburg verfolgt und da ich gerne in Hamburg bin, war Hamburg für mich erste Wahl. Ich wollte Hamburger Cityman werden. Wie immer zu größeren Wettkämpfen in großen Städten reisten Afra, Lea und ich schon am Freitag an. Dadurch ist ein Wettkampf immer mit einem kleinen Urlaub verbunden. Unser Hotel fanden wir trotz Navi nach einigen Schleifen durch Hamburg und hatten noch genügend Zeit durch Hamburgs Innenstadt zu ziehen. Ich wollte meine Startnummer abholen und brauchte unbedingt eine Stoppuhr mit Herzfrequenzmessung, um meinen Wettkampf optimal gestalten zu können. Abends aßen wir dann bei unserem Lieblingsportugiesen. Vielleicht nicht die beste Kohlehydratquelle, aber Genuss und Entspannung sind genauso wichtig. Als sich am Samstag endlich die Sonne zeigte, stieg meine Stimmung und Lea und ich guckten den Start des Weltcuprennens. Leider war der Startponton so weit entfernt, dass einzelne Athleten nur mit Hilfe des Moderators zu erkennen waren. Für die Zuschauer interessanter war ein Landgang, bei dem alle Athleten lautstark angefeuert wurden. In einem Straßencafe verfolgten wir anschließend den Radsplit. In regelmäßigen Abständen rasten Daniel Unger, Jan Frodeno und andere bekannte Athleten an uns vorbei. Während für mich 40 km schon eine lange Strecke sind, benutzen die Topathleten die Radstrecke für taktische Spielchen. Meine Lust auf das morgige Rennen stieg. Am Sonntag war es endlich soweit. Meine Startgruppe war um 11:20 Uhr dran, also frühstückte ich ausgiebig und in Ruhe, packte meine Sachen und machte mich auf den Weg zum Check In zur stolzen 500 m langen Wechselzone. Wie immer kam ich relativ spät, aber mit genügend Zeitpolster um nicht in Hektik zu verfallen. Wie immer wurde mein Fahrrad (ersteigert bei e-bay, Rahmenschaltung) mitleidig beäugt. Ich richtete alles in der Wechselzone ein, verzichtete aber leider darauf ein Isogetränk ans Fahrrad zu klemmen. (Von anderen Triathlonen war ich gute Verpflegung an der Strecke gewöhnt) Es war warm genug nur mit Wettkampfkleidung und bis an die Hüften hochgezogenen Neopren die letzte halbe Stunde vor dem Wettkampf zu überbrücken. Ich ging noch einmal über die Marathonmesse und guckte ab und zu bei den anderen Startgruppen zu. Um 11:10 Uhr wurden die Athleten meiner Startgruppe in den Vorstartbereich gelassen, wo wir auf unserem Start am Startponton mitten in der Alster warteten. Ich versuchte mich aus dem Gedränge herauszuhalten, kam relativ spät in den Startbereich, schwamm mich etwas ein und versuchte mich dann auf dem Ponton noch etwas zu konzentrieren. (1500 m zu schwimmen erscheint mir nach wie vor sehr lang, besonders in einem orientierungsfreien Freiwasser in dem normalerweise Schiffe solche Strecken bewältigen.) Sehr beruhigend fand ich die Kampfrichter, die uns Mut machten die Schwimmstrecke schon zu schaffen. Und auch für mögliche schwierige Situationen Rat wussten. "Legt euch auf den Rücken und winkt, wir kommen dann." Endlich war es so weit. Alle gingen ins Wasser und die letzte Minute vor dem Start verstrich wie immer sehr langsam. Wir zählten zehn runter und mit einem Startschuss ging es los. Mein Ziel war es, unter drei Stunden zu finishen, das Schwimmen sollte nicht länger als 40 min dauern. Ich begann betont langsam und hielt mich aus dem gröbsten Gedränge heraus. Hauptsächlich kraulte ich, wechselte zwischendurch zum Brustschwimmen, um mich zu orientieren. Die Brustsequenzen versuchte ich möglichst kurz zu halten, da ich merkte, mit dem Kraulen schneller voranzukommen und dabei andere Wettkämpfer überholen konnte. Nach 1300 m hatte ich den letzten Tunnel durchquert und kraulte die letzten Meter, um die Zuschauer nicht zu enttäuschen. Mit 38 Minuten verließ ich das Wasser, war voll in meinem Plan und froh endlich das Rennen richtig beginnen zu können. Der Wechsel verlief recht zügig, ein Schluck aus der Flasche, ein Stück Energieriegel und ich schob mein Fahrrad durch die lange Wechselzone. Ich konnte einige Triathleten überholen, die auf ihren Radschuhen wie auf Eiern liefen. Am Ende der Wechselzone wollte ich schnell auf mein Fahrrad springen, wäre aber fast mit zwei anderen klickpedalten Triathleten zusammengeprallt, die abrupt abstoppten und umständlich auf ihre Fahrräder stiegen. Die schöne Fahrradstrecke führte über die Reeperbahn und dann an den Landungsbrücken und der Elbchaussee entlang als zweimalige Wendestrecke. Es gab zwei kleine Anstiege und Abfahrten. Da ich die Strecke vom Marathon kannte, hatte ich keine Angst, bei den Abfahrten hohe Geschwindigkeiten mit in die Kurven zu nehmen. Schnell fand ich einige mit denen ich mich messen konnte. Meist war ich bergauf schneller und die anderen bergab. Nach dem ersten Wendepunkt gab es die Verpflegungsstation. Ärgerlicherweise stand dort nur ein Einzelner der Flaschen reichte. Es gab kein Iso wie angekündigt und nur Wasser. Da der Mensch an der Station völlig überfordert war, erhielt ich keine Verpflegung. Wütend bremste ich ab und schob mein Fahrrad zurück, um etwas zu trinken zu erhalten. Ich nahm mir eine Flasche, die randvoll mit Wasser war und natürlich vom Gewicht gar nicht ging. Schnell trank ich einige Schlucke, schmiss die Flasche weg und raste aus Wut den folgenden Berg mit 37 km/h hoch. Das war natürlich viel zu schnell. Konnte aber schnell meinen Rhythmus wiederfinden. Die letzten 10 km drosselte ich das Tempo, um wegen der mangelnden Verpflegung keinen Einbruch zu erleiden. Daher war ich froh in der Wechselzone zu sein. Ich stellte mein Rad ab und nahm ein Energiegel zu mir das mir glücklicherweise der Veranstalter in die Box gelegt hatte. So gestärkt machte ich mich auf den Weg zu den letzten 10 km. Direkt am Beginn der Laufstrecke standen Afra und Lea. Ich freute mich, beide zu sehen und wir wechselten ein paar Worte. Genau nach 2 Stunden war ich auf der Laufstrecke. Ich wusste, dass die 3 Stunden kein Problem werden würden. Schnell fand ich meinen Laufrhythmus mit einem Schnitt von 4:30 min. Kurzzeitig überlegte ich schneller zu werden, um möglicherweise die 2:45 zu knacken, entschied mich aber im Bewusstsein meinen ersten olympischen Triathlon finishen zu wollen, mein derzeitiges Tempo weiterzulaufen. Ich genoss die letzten km, war glücklich und zufrieden als ich durchs Ziel lief. Mein erster Olympischer Triathlon war geschafft. Afra und Lea hatten mich von der Zieltribüne aus gesehen und konnten mich problemlos im Zielbereich finden, wo eine relaxte und familiäre Stimmung herrschte. Da Lea in Burgdorf noch einen Auftritt hatte, musste ich versuchen schnell an mein Fahrrad zu kommen. Leider gab es nur einen Not-check-out mit einer langen Schlange, so dass sich das Auschecken ewig hinzog. Ich holte meine Sachen und radelte schnell zum Hotel, diesmal auf der Weltcup Strecke. Der Hamburger Cityman ist eine schöne Veranstaltung, die alles bietet. Schön das man bei einem Weltcuprennen so dicht an der Strecke sein kann. Die Strecke für die Jedermänner ist ohne große Schwierigkeiten und eignet sich gut als Einsteigertriathlon. Ich werde bestimmt wieder in Hamburg starten. Burkhard Will
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