Ich hab's getan

In meinem Bericht über den Hannover-Triathlon habe ich behauptet, dies wäre der letzte Wettkampf 2008. Ich habe gelogen, und habe meine Wettkampfklamotten wieder aus ihrem Winterlager geholt. Bei der staatsoperhannover (kein Rechtschreibfehler!) ist eine Laufhysterie ausgebrochen, und ich habe da auch ein bisschen Schuld auf mich geladen. Jedenfalls wollte ich mich dann nicht drücken, als Sportsfreund Jürgen mich fragte, ob ich nicht mit nach Braunschweig zu seinem Halbmarathondebut kommen möchte.

Ich mag es überhaupt im Leben, gut vorbereitet zu sein. Also musste ich mit Jürgen mal einen Probelauf machen. Wir einigten uns auf einen Zweistundenlauf in meinem Laufrevier. Ich wusste sofort, welche Streckenführung ich wählen würde. Am Tag der deutschen Einheit ging es dann zusammen auf die Piste. Es war schon etwas anstrengend, Jürgen im Zaum zu halten, aber vielen Anfängern ist nicht klar, dass das langsam Laufen wirklich langsam ist, und trotzdem anstrengt. Die letzten 3km der etwa 19km langen Strecke hat er dann noch als Tempoeinheit gestaltet. Bevor zwei Stunden vergangen sind, sind wir wieder am Ausgangspunkt unseres Trips. Gleich nach dem anhalten der Stoppuhr fasse ich für Jürgen meine Taktik für Braunschweig kurz und knapp zusammen: Ich laufe unter zwei Stunden, und du kannst mitkommen oder nicht.

Am Abend vor dem Braunschweiger Marathon haben wir an der Oper Premiere mit einem Musical, und danach noch eine Premierenfeier. Jürgen und ich konnten natürlich nicht so feiern, wie wir wollten. Glücklicherweise hat sich Arne (genau der Triathlet) um unsere Startunterlagen und unser Zugticket gekümmert. Wir treffen uns also morgens gegen 8Uhr im Zug. Jürgens Frau und Petra können leider nicht, aber Arne hat seine Lebensgefährtin dabei. Ich kenne von Braunschweig nur die unschöne Seite (Bahnhof und so) und folge einfach nur den anderen. "Irgendwann muss man doch Menschenmasse hören" denke ich, und sehe bald darauf den Zielbereich. Eine Stunde vor dem Start ist hier nichts los. Auf dem Weg zur Kleiderabgabe gehen wir unter einem Banner durch, das den Halbmarathonstart kennzeichnet. Die Kleiderabgabe hat ihren Charme: Ein handgeschriebener Zettel mit der Startnummer wird mit einer Sicherheitsnadel am Rucksack befestigt, und einsortiert. 10 Minuten vor dem Start machen wir uns auf den Weg ins Starterfeld.

Kurz vor 10 Uhr glauben wir immer noch nicht wirklich, dass hier ein Start stattfindet. Zwar sind hier einige Läufer, mit blauer Startnummer, aber keinen Offiziellen, der hier den Startschuss abgeben könnte. Jürgens Puls arbeitet sich an die 100er Marke heran, und in der Ferne hören wir den Marathonstart. Ach so, der Schuss gilt auch unserer Gruppe, na dann laufen wir mal los. Gerade habe ich mit dem unspektakulären Start abgefunden, kommen von hinten Rufe: "Platz machen für die Marathonläufer!" Das kurioseste Startprozedere meiner "Laufbahn". Meine Kritik an den hannöverischen Marathon- und Triathlon-Veranstaltungen relativiert sich doch sehr.

Das insgesamt kleine Starterfeld entzerrt sich schnell, und ich kann meine neuen Eindrücke, was Braunschweig betrifft, aufnehmen. Die Altstadt, das Theater, und die Gebäude in den Parkanlagen, das alles gefällt mir sehr gut. Ihr ahnt schon, ich bin sehr entspannt und locker, Jürgen ist ein angenehmer Gesprächspartner, und läuft diszipliniert neben mir her (mal abgesehen davon, dass ihm nacheinander beide Schnürsenkel aufgegangen sind). Nach ein paar Kilometern führt uns die Strecke an Gleisen entlang (nicht ganz ungefährlich), und mündet dann am Südsee. Mir hat es sehr gut gefallen, und ich war nicht böse, dass man dort zwei Runden drehen musste. Jürgen fand es nicht so toll, zumal sich zwei Läufer an uns rangehängt haben. Dank Spargelsprintern bin ich es gewohnt, in engen Gruppen zu laufen und bei Bedarf auch Tempo zu machen, für Jürgen ist das noch sehr ungewohnt. Wir verlassen den See, und machen uns Gedanken über den Schlussspurt. Nachdem ich beim Überholen ein wenig zu schnell für Jürgen werde, fange ich mich schnell, und steigere kontinuierlich das Tempo. Ich mache Jürgen die Vorgabe, eine bestimmte Konkurrentin ein zu holen. Beim Einbiegen auf die Zielgerade haben wir sie, und mit einem befreienden Schrei startet Jürgen seinen Zielsprint.

Im Ziel gibt es dann die beliebte Finisher-Medaille für 1:54:20h. Wir wollten natürlich vor Arnes Start im Zeil sein, und er hat tatsächlich seine Warm-up-Phase unterbrochen, um Jürgen zu Gratulieren. Weitere Gratulanten sind Latchezar und seine Frau. Die beiden haben uns zu einem Getränk beim Italiener eingeladen, und bei diesem Arrangement auch an eine wärmende Wolldecke gedacht. Superidee und danke dafür! Arnes Start konnten wir nicht sehen, weil wir uns erst mal mit Flüssigkeiten auffüllen mussten, und Jürgen noch seinen Chip abgeben musste. Seinen Zieleinlauf haben wir dann beim Plauschen verpasst. Aber kurz danach treffen wir uns noch mal. Arne hat zwar neue persönliche Bestzeit erreicht, konnte aber sehr genau erklären, warum er die 35 Minuten nicht geknackt hat.

Da sind wir beim Resümee. Ich behaupte schon seit Jahren, dass Laufen ein Mannschaftssport ist. Die gemeinsame Anreise bringt's schon, überhaupt der gemeinsame Vormittag war sehr entspannt. Ich hatte mir bei einer Stadt wie Braunschweig einen größeren Event erwartet. Die Streckenführung ist nicht ganz einfach und der Bodenbelag wechselt sehr oft. Wahrscheinlich liegt hier die natürliche Grenze für die Organisatoren. Die Halbmarathonstrecke war, bis auf das kleine Stück an den Gleisen, sehenswert. Eine kleine Katastrophe ist, dass man nicht immer weiß, wo es lang geht, und dass es keine klare Überholstrecke für die Marathonläufer nach dem Start gibt. Insgesamt aber doch ein charmanter Wettkampf.

Nach dem Wettkampf haben Jürgen und ich noch einen strammen Spaziergang zum Bahnhof gemacht. Da wir unseren Zug verpasst hatten, wollten wir noch was essen gehen. Wir hatten nicht geduscht, und trugen unsere ollen Laufsachen. Trotzdem lies es sich Jürgen nicht nehmen, mich für meine Hasenarbeit, in ein amerikanisches Restaurant einzuladen. Mh, lecker!

Berni Helmdorf

P.S.: Ohne Petra läuft bei mir nichts vollkommen, deswegen habe ich keine Bilder. Ich hoffe aber, dass ich die nächsten Tage noch ein paar organisieren kann.

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